Donnerstag, 27. März 2008

Meine Geschichte im Focus (17.02.2008)


Anfang Februar rief mich jemand vom Focus-Magazin an, ob ich mich für ein Interview mit Bild zu Verfügung stellen würde, um meine Geschichte über den Suizid meiner Frau und meinen juristischen Bemühungen zu erzählen.

Ich willigte ein, denn nur wenn die Öffentlichkeit hiervon erfährt können künftige Tragödien, wie die meiner Frau vermieden werden. Nur wer auch über die Risiken informiert ist, kann für sich die beste Entscheidung treffen.
Meine Frau hatte sich in Zeitschriften und auf deutschsprachigen Internet-Seiten über die Wirkungsweise und Risiken der SSRI-Antidepressiva (SSRI steht für Selektive Serotonin- Wiederaufnahme-Hemmer) informiert. Doch damals wurde in allen deutschen Medien behauptet, die SSRIs seien gut verträglich und sicher. Von Risiken war nicht die Rede, dass haben die Pharmaunternehmen durch bezahlte Experten - Prof. Schönhöfer vom pharmakritischen arznei-telegramm bezeichnet sie als "Mietmäuler" - und Ghostwriter verhindert. Da es sich bei dem Serotonin , deren Level im Gehirn die SSRIs erhöhen sollen, auch um eine natürliche Substanz handelt, die überall im Körper vorhanden ist, erschien meiner Frau und mir das Medikament unbedenklich. Ein fataler Irrtum! Die weithin verbreitete Serotonin-These, dass Depressionen, ähnlich wie Diabetis, eine Mangelerkrankung ist, und mit zusätzlichem Serotonin der Zustand verbessert werden können, klingt auch einfach und verlockend. Zu einfach und auch falsch, denn bis heute konnte keine Studie belegen, dass depressive Patienten zu wenig Serotonin im Körper haben oder mit zusätzlichem Serotonin sich die depressiven Beschwerden verbessern (siehe 1). Aber die Serotonin-These eignet sich sehr gut zu Marketingzwecken und nur darauf kam es Pfizer und den anderen Pharmafirmen an! Noch heute findet sich auf der Web-Seite von Pfizer diese Erklärung für die Wirkungsweise von Zoloft, auch wenn inzwischen in einer etwas abgeschwächten Form.
Die Risiken werden dort aber weiterhin verschwiegen! Dafür muss man schon in den Beipackzettel schauen. Doch dazu später an anderer Stelle mehr.

Auch wenn ich bisher mit meinen juristischen Schritten keinen Erfolg hatte, so möchte ich jeden ermutigen, der ähnliches erlebt hat, ebenfalls juristische Maßnahmen zu ergreifen und auch in die Öffentlichkeit zu gehen. Denn wir haben in Deutschland die Gesetze, die uns vor gefährlichen Medikamenten schützen, und die Hersteller verpflichten, über alle Risiken schnellstmöglich zu informieren. Das wurde bei Zoloft und den anderen SSRIs jahrelang nicht getan. Deswegen hatte ich gegen Pfizer Strafanzeige gestellt wegen fahrlässiger Tötung und Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz, die von der Staatsanwaltschaft als unzulässig abgewiesen wurde. Doch davon lasse ich mich nicht entmutigen!

Quellenangaben:
  1. Serotonin and Depression: A Disconnect between the Advertisements and the Scientific Literature. Jeffrey R. Lacasse, Jonathan Leo, Public Library of Science http://medicine.plosjournals.org/perlserv/?request=get-document&doi=10.1371/journal.pmed.0020392

2 Kommentare:

Dorothee Krien hat gesagt…

Lieber Herr Schroeder,

Der Satz im FOCUS-Artikel, dass die vorher hochgelobten Antidepressionsmittel OFFENBAR Suizidgefahr hervorrufen, sagt eine Ganze Menge, denn vermutlich hatte der FOCUS vorher auch kraefig mitgelobt. Also tragen auch Journalisten eine Mitschuld, sind aber nicht bereit das einzugestehen.
Es wuerde mich interessieren, wann genau ihre Frau gestorben ist. Im Frontal21 Pharmakartell war ja davon die Rede, dass die Warnung auf dem Beipackzettel ein paar Monate zu spaet kam.

Die Black Box Warnung in den USA kam im Juli 2005:
http://www.prozactruth.com/zoloft.htm

FDA ALERT [07/2005]: Suicidal Thoughts or Actions in Children and Adults

Patients with depression or other mental illnesses often think about or attempt suicide. Closely watch anyone taking antidepressants, especially early in treatment or when the dose is changed. Patients who become irritable or anxious, or have new or increased thoughts of suicide or other changes in mood or behavior (or their care givers) should contact their healthcare professional right away.

Children

Taking antidepressants may increase suicidal thoughts and actions in about 1 out of 50 people 18 years or younger. FDA has approved Zoloft for use in children only if they have obsessive-compulsive disorder.

Adults

Several recent scientific publications report the possibility of an increased risk for suicidal behavior in adults who are being treated with antidepressant medications. Even before these reports became available, FDA began a complete review of all available data to determine whether there is an increased risk of suicidal thinking or behavior in adults being treated with antidepressant medications. It is expected that this review will take a year or longer to complete. In the meantime, FDA is highlighting that adults being treated with antidepressant medication, particularly those being treated for depression, should be watched closely for worsening of depression and for increased suicidal thinking or behavior.

This information reflects FDA’s preliminary analysis of data concerning this drug. FDA is considering, but has not reached a final conclusion about, this information. FDA intends to update this sheet when additional information or analyses become available.

Lothar Schröder hat gesagt…

Liebe Frau Krien,

meine erste Frau - inzwischen habe ich wieder geheiratet- ist am 21.04.2005 gestorben. Am gleichen Tag hatte die europäische Aufsichtbehörde EMEA ihren Abschlußbericht zum Suizidrisiko der SSRIs bei Kindern und Jugendlichen fertig gestellt und veröffentlicht. Darin sind die SSRI-Medikamente mit Nummern verschlüsselt.
Wenn es Sie interessiert, kann ich ihnen den Bericht und das Schreiben der EMEA, aus dem hervorgeht, dass Sertraline (ZOLOFT) das Produkt Nr 12 ist, zusenden. In einer Grafik ist erkennbar, dass in einer Studie zu Zoloft, das relative Risiko im Vergleich zu Placebos 6,7 fach erhöht ist!
In den USA hatte die FDA schon im September 2004 die Hersteller dazu verpflichtet, auf das erhöhte Risiko bei Kindern und Jugendlichen hinzuweisen. Den Hinweis, den sie meinen, betrifft die Warnungen zum Suizidrisiko bei Erwachsenen.
In Kanada hat Pfizer selbst und das Gesundheitsministerium die Ärzte schon im Mai 2004 angeschrieben und auf das Risiko "selbstschädigenden Verhaltens" für alle Altersgruppen bei Einnahme von Zoloft hingewiesen.Ich frage mich, warum damals nicht auch schon in Deutschland?
Doch bei uns haben bis heute weder die Aufsicht noch Pfizer die Ärzteschaft in einem direkten Anschreiben- die so genannten Rote-Hand-Briefe-, über die Risiken von Zoloft und der anderen SSRIs informiert. Das Pharmakartell hat da bestens funktioniert!
Auch hierzu kann ich ihnen Material zusenden, wenn sie wünschen.

Ja ,sie haben Recht. Jahrelang wurden die SSRI von den Medien gelobt, wahrscheinlich auch im FOCUS. Die Medienmacher tragen deswegen auch eine Mitschuld. Aber das müssen sie mit sich selbst ausmachen! Ich jedenfalls bin froh, dass jetzt die ganze Wahrheit langsam zutage tritt und nicht weiter verschwiegen wird.

Herzliche Grüße

Lothar Schröder

PS:Hat Sie meine Antwort auf Ihren Kommentar erreicht? Ich bin mir nicht sicher, ob meine Mail bei Ihnen angekommen ist, da ich auf ihren Kommentar direkt geantwortet habe und die nachricht an die Adresse noreply-comment@blogger.com gegangen ist. Wie ist Ihre E-mail Adresse? Leider habe ich die auch nicht auf ihrer (noch) leeren Blog-Seite "Human-Spirit"gefunden.